Viele Dinge besitzt man zwar, nutzt sie jedoch nur selten: zum Beispiel die Bohrmaschine, mit der die Löcher für das neue Regal gebohrt werden mussten. Unbenutzt liegt sie seit Monaten im Keller. Andere Dinge besitzt man, aber sie haben ihre Verwendung verloren oder gefallen einem nicht mehr, wie die Bluse, die du nur ein Mal bei der Hochzeit deiner Tante getragen hast – einfach nicht dein Stil. Aber sie war recht teuer und ist eigentlich noch wie neu. Jemand anderem würde sie sicher gefallen. Solche Beispiele gibt es in fast allen Bereichen des Lebens. Durch das Internet gibt für diese und noch viele andere Situationen eine nachhaltige Lösung: Kleider, Bücher, Werkzeug und Autos können über Portale oder Social Media ausgeliehen, verschenkt oder getauscht werden. Das Stichwort ist Share Economy – also Teilen als neue Wirtschaftsform und manchmal sogar als Lebenseinstellung.
Vermiete, was du hast
Gemeinsamer Besitz spart Platz und Geld. Das Internet bietet dabei die Chance, sich schnell und lokal auszutauschen – Sharing Webseiten und Apps boomen. Vor allem in Großstädten, wo viele Menschen nah zusammen wohnen, funktioniert dieses Konzept sehr gut. Eine der beliebtesten und meistgenutzten Formen ist das Carsharing, also das Teilen und Verleihen von Autos. Es ist auch eines der Sharing-Konzepte, die nicht nur private Personen, sondern auch große Firmen wie die Deutsche Bahn oder Mercedes-Benz anbieten. So stehen Autos nicht lange ungenutzt herum und dem Ausleiher fallen keine Kosten für Steuern an.
Ebenfalls gern geteilt werden Wohnungen oder freie Zimmer in Großstädten, aber auch Ferienhäuser auf dem Land. Mit airbnb, einem der Pioniere der Sharing Economy in Sachen Immobilien, ist das möglich. Wer nicht im teuren Hotel oder im ungemütlichen Hostel übernachten will, klickt sich im Internet auf airbnb vorab durch die Profile und Bilder des Anbieters an seinem Reiseziel. Oftmals erhält man durch den Kontakt mit Einheimischen auch noch praktische Tipps für den Aufenthalt am Urlaubsort. Eine andere Form der kurzzeitigen Wohnungsnutzung bei Gastgebern ist Couchsurfing. Da kann man sozusagen kostenlos von Couch zu Couch reisen – diese Form des Reisens wird immer beliebter.
Tauschen, verschenken oder verkaufen
Weil sich Geschmack und Mode schnell ändern, sind Sharing-Portale auch bei Kleidung sehr beliebt. Der größte Online-Second-Hand-Shop in Deutschland ist Kleiderkreisel. Hier nutzen über eine Million Menschen die Möglichkeit, für ihre noch guten Kleidungsstücke neue Liebhaber zu finden. Über die Plattform kann man Kleider auch tauschen oder verschenken. So bleiben ungeliebte Stücke nicht mehr im Schrank hängen, sondern werden vielleicht das neue Lieblingsstück von einem anderen.
Bücher werden ebenfalls gern getauscht. Ein Mal gelesen verstauben sie oft für immer unberührt im Regal. Warum also ein Buch kaufen, wenn man es auch kostenfrei leihen kann? Hier gehen die Ideen sogar noch weiter. Beim Projekt BookCrossing legt man sein Buch an einen gut besuchten Platz und jeder darf es mitnehmen und lesen. Ein kleiner Zettel fordert den Leser auf, es danach wieder auf die Reise zu schicken oder vielleicht ein eigenes Buch weiterzugeben.
Teilen ist das Schönste, was es gibt
Viele Alltagsgegenstände werden einfach nicht dauernd genutzt – egal ob es das Waffeleisen, der Vorschlaghammer oder die Spiegelreflexkamera ist. Für viele Nutzer ist Share Economy deshalb oftmals eine Lebenseinstellung. Man spart dabei nämlich nicht nur Geld, sondern greift aktiv in den Wirtschaftskreislauf ein. Wenn mehr getauscht und nicht mehr so viel gekauft wird, sammelt jeder nämlich nicht mehr so viel neuen Besitz an und nutzt seinen vorhandenen Besitz besser. Experten sehen in Share Economy einen stark wachsenden Markt, der sich auch in den nächsten Jahren vergrößern wird.
Reparieren statt wegwerfen
Durch das gestiegene Umweltbewusstsein erfreut sich auch ein anderer Trend großer Beliebtheit: In sogenannten Repair Cafés werden kaputte Dinge von Hobbytüftlern oder Profis repariert – und das umsonst. Die Cafés stellen Werkzeug zur Verfügung, mit denen alte Staubsauger, Toaster oder Laptops wieder in Schuss gebracht werden. Oftmals ist es nämlich nur eine Kleinigkeit, die ein Elektrogerät lahm legt. Reparieren erspart dem Besitzer unnötige Kosten – und wenn das Gerät dann nicht auf der Müllkippe landet, wird zusätzlich die Umwelt geschont.
Virtuelles und Ideen teilen
Nicht nur materielle Dinge können geteilt werden. Durch das Internet teilen wir bereits selbstverständlich jeden Tag viele Informationen – heute ein Bild, morgen eine Statusmeldung, übermorgen ein Video. In sogenannten Crowdfunding-Portalen wie www.startnext.com oder www.betterplace.org geht das Teilen von Ideen noch einen Schritt weiter. Hier kann man eine gute Idee vorstellen und Spenden für sie sammeln. Ist ein gewisser Betrag erreicht, wird beispielsweise ein neues Produkt auf den Markt gebracht oder eine soziale Aktion unterstützt. Die Ideen auf Sharing-Portalen sind so inspirierend und kreativ, dass sie bereits Millionen Menschen begeistern. Teilen ist zu einem Lebensgefühl geworden, angetrieben von den Möglichkeiten des Internets.
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Stand: Februar 2015