Stell dir vor, mit der Luft, die du ausatmest, können Autos gebaut werden. Das glaubst du nicht? Das geht aber! Einem Unternehmen aus Nordamerika ist es gelungen, ein Fahrzeugteil aus Bestandteilen der Luft herzustellen. Natürlich ist das nicht ganz so einfach. Zuerst muss der Stoff, den du ausatmest, noch umgewandelt werden. Dieser Stoff heißt CO₂. Aber was ist das genau?

Kohlenstoffdioxid – mehr als nur ein Gas

CO₂ oder auch Kohlenstoffdioxid genannt, ist eine chemische Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff. Dieser Stoff entsteht, wenn Menschen und Tiere ausatmen oder wenn fossile Brennstoffe wie Kohle verbrannt werden. CO₂, das von Lebewesen beim Atmen produziert wird, gehört übrigens zum natürlichen Kohlenstoffkreislauf.

Der natürliche Kohlenstoffkreislauf. Foto: SkepticalScience

Kohlenstoffdioxid kannst du dir als farbloses Gas vorstellen, das man nicht anzünden kann. CO₂ wird schon lange in der Industrie eingesetzt, zum Beispiel für die Herstellung des Arzneimittels Aspirin oder um Energie zu erzeugen. Durch neue Entwicklungen ist es jetzt sogar möglich, aus Kohlenstoffdioxid Kunststoff herzustellen. Und dieser Kunststoff kann dann für Bauteile verwendet werden. Verrückt, oder? 

Kunststoff aus CO₂ gewinnen – und gleichzeitig das Klima schützen

Für die Herstellung von Kunststoff wird meistens Erdöl verwendet. Denn Erdöl enthält Kohlenstoff und dieser ist notwendig, um Kunststoff zu produzieren. Erdöl wird allerdings irgendwann nicht mehr verfügbar sein. Das ist ein Problem, denn die Erde wird durch eine übermäßige Verwendung von solchen Ressourcen stark belastet. Deshalb suchen Forscherinnen und Forscher nach anderen Möglichkeiten, Kunststoff herzustellen. Eine davon ist CO₂. Wenn Kunststoff nur noch aus CO₂ statt aus fossilen Energien gewonnen wird, wäre übrigens ein weiteres Umweltproblem behoben. Durch die Industrialisierung und die Digitalisierung wird viel mehr CO₂ in die Atmosphäre geblasen als sie benötigt. Dadurch steigt die Temperatur auf der Erde immer weiter an. Das ist ein Problem, denn so gibt es immer größere Temperaturschwankungen und Umweltkatastrophen wie Hochwasser oder Dürre. Wenn nun das CO₂ verwendet wird, um Kunststoff herzustellen, wird es nicht in die Atmosphäre abgegeben und die Erde erwärmt sich nicht mehr so schnell .

Durch Treibhausgase wie CO₂ wird die Erderwärmung vorangetrieben. Foto: Adobe Stock / / VectorMine

Jetzt fragst du dich sicher, wie genau das klappen soll? Wie wir schon gelernt haben, ist Kohlenstoff ein wichtiger Bestandteil vieler Kunststoffe. Das Elementsymbol von Kohlenstoff ist C. Um den Kohlenstoff aus Kohlenstoffdioxid, also das C aus CO₂, zu lösen, wird ein sogenannter Electrolyzer – eine Art Katalysator – eingesetzt. Dieser kann chemische Stoffe umwandeln. Dieser Prozess heißt Elektrolyse.

Bisher war es nur möglich, aus CO₂ grünen Wasserstoff zu gewinnen und dadurch Strom zu erzeugen (linkes Bild). Kendra Kuhl, Nicholas Flanders und Etosha Cave des Startups Twelve haben jetzt ein Verfahren entwickelt, das aus CO₂ Kunststoff herstellt (rechtes Bild). Fotos: EnBW AG; Mercedes-Benz Group AG

Das erste Fahrzeugteil aus CO₂

Dem amerikanischen StartUp Twelve ist es nicht nur gelungen, aus CO₂ Kohlenstoff und damit Kunststoff herzustellen. Mit ihrer Erfindung – dem Electrolyzer – konnten sie zudem das weltweit erste Fahrzeugteil aus CO₂ entwickeln. Zusammen mit Mercedes-Benz produzierte Twelve die sogenannte C-Säulenverkleidung der B-Klasse des Automobilkonzerns. Was genau die C-Säule ist, kannst du in unserem Artikel “Lustige Wörter aus der Autowelt: Was machen Säulen in unseren Autos?” nachlesen.

 

 

Die C-Säulenverkleidung der B-Klasse von Mercedes-Benz ist das weltweit erste Fahrzeugteil aus Kohlenstoffdioxid.
Foto: Mercedes-Benz Group AG

Das Unternehmen aus Kalifornien will es nicht bei der C-Säule belassen. Bis zum Jahr 2030 will Twelve Millionen Autoteile aus CO₂ herstellen. Aber nicht nur das: Sie wollen mit ihrer Erfindung allgemein fossile Brennstoffe in Produkten reduzieren und aus Kohlenstoffdioxid Autoarmaturen, Laufschuhe oder Kerosin entwickeln. Der Plan ist, dadurch langfristig fast zehn Prozent des weltweiten CO₂-Ausstoßes zu verringern. Ein Auto ganz aus Luft zu bauen, ist also gar nicht so unrealistisch, wie es zunächst erscheint!

Beitragsfoto: Adobe Stock  / / LoopAll

Hinweis: Die in diesem Text enthaltenen Informationen und Aussagen werden von unserem Team sorgfältig recherchiert und geprüft. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass dieser Text keinen wissenschaftlichen Anspruch erhebt. Die primäre Zielsetzung unserer Blogartikel besteht darin, junge Leserinnen und Leser für MINT-Themen zu begeistern und komplexe Inhalte in einer verständlichen Form zu vermitteln.

Stand: Juni 2022

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In diesen Artikeln erfährst du noch mehr zum Thema „Werkstoffe und Nachhaltigkeit”:

Carbon unter der Lupe

Carbon ist die Abkürzung für Carbonfaserverstärkter Kunststoff (kurz: CFK). Das Material wird eigentlich in der Luft- und Raumfahrt verwendet, ist aber in den vergangenen Jahren aufgrund seiner Eigenschaften auch für die Automobilbranche interessant geworden. Bei der Herstellung von „CFK“ werden dünne Kohlestofffasern netzförmig angeordnet und dann in einen Kunststoff (Epoxidharz) gegossen. Nach diesem Fertigungsschritt wird der Verbundwerkstoff in speziellen Öfen erhitzt und härtet aus. Klingt kompliziert? Du kannst dir den Carbonfaserverstärkten Kunststoff wie einzelne Papierstreifen vorstellen, die in einem Netz übereinander gelegt und dann mit Klebstoff umhüllt werden. Durch die Verbindung des Epoxidharzes und der Kohlestofffasern hat das Material besondere Eigenschaften, die für den Fahrzeugbau viele Vorteile bringen. Aber was genau macht den Werkstoff so besonders?

Die einzelnen dünnen Fasern werden in einem Netz übereinander gelegt, Foto: Pragasit Lalao / shutterstock.com
Die einzelnen dünnen Fasern werden in einem Netz übereinander gelegt, Foto: Pragasit Lalao / shutterstock.com

CFK kann durch Gewichtsvorteil punkten

Es gilt die Annahme: 100 Kilogramm weniger Fahrzeuggewicht, bedeutet etwa 7,5 Gramm weniger Kohlenstoffdioxid pro gefahrenen Kilometer – es lohnt sich also, über die Reduzierung des Fahrzeuggewichtes nachzudenken. Carbon stellt mit seinem geringen Gewicht fast alle Leichtmetalle in den Schatten: Im Vergleich zu Aluminium ist CFK um rund 20 Prozent leichter und es ist nur halb so schwer wie Stahl. Das Besondere: Trotz des geringen Gewichts ist Carbon sehr stabil und reißfest. Auch die Tatsache, dass das Material fast beliebig formbar ist, stellt für die Automobilentwicklung einen großen Vorteil dar. Aber es gibt noch mehr Pluspunkte: Egal ob Regen oder Schnee – Carbonfaserverstärkter Kunststoff rostet nicht und ist deshalb durch Wetterbedingungen nicht angreifbar. Bei Unfällen kann der Verbundwerkstoff sehr viel Energie absorbieren, ohne zu verformen. Es scheint also auf den ersten Blick nur Vorteile zu geben…

Nachteile durch hohe Kosten

Trotz der vielen Vorteile ist Carbon bislang nur in wenigen Autos verbaut. Warum ist das so? Die Antwort ist einfach: Leider ist auch Carbon nicht die Lösung aller Probleme. Das liegt vor allem daran, dass der Werkstoff extrem teuer ist. Allein die Ausgangsmaterialien für CFK sind mit hohen Kosten verbunden. Auch die Herstellung ist sehr zeit- und energieaufwändig. Bislang können einige Herstellungsschritte nur per Handarbeit durchgeführt werden und das „Backen“ des Carbons in den Öfen dauert mehrere Stunden. Bei Beschädigung des Materials kann das Carbon außerdem nur schlecht repariert werden. Um die vollständige Funktionsfähigkeit zu gewährleisten, muss das gesamte Bauteil ausgetauscht werden – eine teure Angelegenheit.

Mercedes-Benz entwickelt Lösungsansatz

Bislang wird Carbon in vielen Autos verbaut, bei denen der Preis für den Kunden eine untergeordnete Rolle spielt. Obwohl der Werkstoff viele Vorteile hat, können es sich also nur wenige Autobesitzer leisten, diese Vorteile zu nutzen. Mercedes-Benz hat sich für seine Autos eine andere Strategie ausgedacht: Es werden nicht komplette Autos aus Carbon gebaut, sondern nur bestimmte Einzelteile. Statt viel Carbon in wenigen Fahrzeugen zu verbauen, will das Stuttgarter Unternehmen wenig Carbon in möglichst viele Autos einbringen. So wird das Carbon an den Stellen eingesetzt, an denen es wirklich nützlich ist. Durch diesen Lösungsansatz können viele Kunden von den Vorteilen des Carbons profitieren.

Nicht komplette Autos, sondern einzelne Teile werden aus Carbon gebaut
Nicht komplette Autos, sondern einzelne Teile werden aus Carbon gebaut

Hinweis: Die in diesem Text enthaltenen Informationen und Aussagen werden von unserem Team sorgfältig recherchiert und geprüft. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass dieser Text keinen wissenschaftlichen Anspruch erhebt. Die primäre Zielsetzung unserer Blogartikel besteht darin, junge Leserinnen und Leser für MINT-Themen zu begeistern und komplexe Inhalte in einer verständlichen Form zu vermitteln.

Stand: März 2016

Bildquelle: Bild 1 & 3, Mercedes-Benz Group AG