Zeit, Motivation, ein interessantes Projekt: Auf geht’s nach Kenia!

„Auf den Verein ‚Ingenieure ohne Grenzen‘ bin ich zufällig im Internet gestoßen“, erinnert sich Kathrin. Daraufhin neugierig geworden, schloss sie sich der Regionalgruppe Stuttgart an. Dort planen studentische Mitglieder und berufstätige Ingenieurinnen und Ingenieure eigene technische Entwicklungszusammenarbeitsprojekte und setzen diese vor Ort um. Bei der Frage, ob sich Kathrin vorstellen könnte, zur Vorerkundung des Projektes nach Kenia zu fliegen, grübelte sie nicht lange: „Die Schule brauchte Hilfe und ich hatte durch meine berufliche Auszeit die Möglichkeit zu unterstützen.“

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Der erste Schultag: Planung ist alles

Bereits in Deutschland kramte Kathrin ihre alten Schulhefte hervor. „Ich wollte Ideen sammeln, was ich im Unterricht mit den Kindern und in den Workshops für die Lehrkräfte machen könnte“, sagt Kathrin, „mit der konkreten Ausarbeitung der Ideen begann ich erst in Kenia.“ Nachdem Kathrin in der ersten Woche die aktuelle Wasserversorgung vor Ort begutachtet und Kontakte mit den Kindern, Lehrkräften sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Schulverwaltung geknüpft hatte, baute sie einen Modellbaukasten zusammen, um sich auf den Unterricht einzustimmen. Anhand des Kastens kann erklärt werden, wie Wind- und Wassermühlen, Generatoren und Photovoltaik-Anlagen funktionieren. Gedanken machte sich Kathrin auch darüber, welche Experimente sie zum Thema Energie mit den Schülerinnen und Schülern durchführen könnte. Kathrins Experimente sollten anschaulich und spannend sein, trotz der einfachen und kostenlosen Materialien, die sie plante einzusetzen.

 

Hilfe zur Selbsthilfe

Letzteres ist wichtig, weil es für die DARAD Montessori Academy sowie die Schulen in den umliegenden Dörfern auch nach Kathrins Abreise möglich sein sollte, naturwissenschaftliche Experimente durchzuführen – und das ohne finanziellen Aufwand. Ziel der bei Mercedes-Benz beschäftigten Ingenieurin war es, „die Schule langfristig zu unterstützen und das technische Wissen zu verbreiten.“ Nachdem Kathrin die Inhalte für den Unterricht mit der Schulleitung und Lehrerschaft abgesprochen hatte, erarbeitete sie ein Schulungskonzept, welches sie an Schulen in der Umgebung und an das für die Lehrerausbildung zuständige Teachers-College in Mombasa weitergab.

Ukunda 6

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Die Schulstunden: Mitarbeit statt monotoner Berieselung

Endlich war es soweit: Am „ersten Schultag“ hefteten sich rund 70 Augenpaare an Kathrin. In den folgenden Unterrichtsstunden erzählte sie gemeinsam mit ihrem Mann den Schülerinnen und Schülern auf Englisch alles über natürliche Energiequellen, wie Strom erzeugt und Energie verwendet wird. Bisher kannten die Schülerinnen und Schüler nur reinen Frontalunterricht. Die Lehrerin oder der Lehrer erzählt, die Schülerinnen und Schüler hören zu und wiederholen. „Sich selbst bei den Workshops einbringen zu können, war für die Kids eine ganz neue Erfahrung“, erzählt Kathrin. Damit jeder mal ran konnte, teilte Kathrin die Schülerinnen und Schüler der 4. bis 8. Klasse in Kleingruppen auf. Drei Volontärinnen und die einheimischen Lehrkräfte unterstützten die beiden bei der Betreuung der Kinder.

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Erleben und Lernen: Wasserkraft und Sonnenenergie

„Ganz aus dem Häuschen waren die Schülerinnen und Schüler, als wir zusammen kleine Wasserräder gebastelt haben“, schmunzelt Kathrin. Alles, was sie dafür benötigten waren Zweige, Korken, Styroporreste, Klebeband und alte Plastikflaschen, die sie für die Schaufeln des Wasserrades auseinander schnitten. An der Lernstation zum Thema Sonne füllten die Kinder drei Plastikflaschen mit Wasser. Bevor sie die Flaschen in die Sonne legten, strichen sie eine mit weißer Farbe an, eine mit schwarzer und eine ließen sie so, wie sie war. Daraufhin grübelten die Kinder darüber nach, welche Flasche in der gleichen Zeit am wärmsten wird. Mit diesem Experiment wurde den Kindern der Zusammenhang zwischen Farbe und Energieaufnahme erklärt. Während der Unterrichtsstunden blickten die Kindergartenkinder und Grundschülerinnen und Grundschüler von nebenan neugierig ins Klassenzimmer. Kathrin hat das Bild noch genau vor Augen: „Jeder wollte einmal gucken und nicht verpassen, was bei den Größeren vor sich geht. Deshalb haben wir auch mit den Kleinen Experimente durchgeführt.“ Hier unterstützte die Lehrerin, die auf Swahili übersetzte.

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Highlight: das Brennstoffzellen-Auto

In der letzten Unterrichtsstunde zeigte Kathrin den Schülerinnen und Schülern der DARAD Montessori Academy ein Brennstoffzellen-Auto. Ein Mercedes-Benz Kollege spendete das Brennstoffzellen-Auto an die Ingenieure ohne Grenzen und so nahm es Kathrin auf ihre Reise mit. Mittels Elektrolyse werden aus destilliertem Wasser die Gase Wasser- und Sauerstoff gewonnen. „Völlig platt“ waren die Kinder, als die Brennstoffzelle mit dem erzeugten Wasserstoff das Auto in Bewegung setzte. Abgefragt wurde das Gelernte zum Brennstoffzellen-Auto und den anderen Lerneinheiten auch. Aber nicht mit einem Test, sondern mit einem Wissensquiz. Für die Gewinnerinnen und Gewinner gab es Preise und jedes Kind wurde mit einem Zertifikat als „Young Energy Expert“ ausgezeichnet.

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Kenia: Kathrins Alltag

Viel Freizeit hatte die Ingenieurin während der drei Monate nicht. Auch samstags verbrachte sie viele Stunden auf dem Schulgelände, denn die Schülerinnen und Schüler in Ukunda haben eine Sechs-Tage-Woche. Zudem musste Kathrin mehr Zeit für organisatorische Dinge einplanen. „Selbst das Wäsche waschen dauerte mit der Hand sehr lange“, berichtet Kathrin. Oft kochte sie zusammen mit einheimischen Familien, ließ sich Kenias Küstensand durch die Zehen rieseln und erkundete mit einem Matatu, dem meistgenutzten Fortbewegungsmittel, die Gegend. Matatus sind alte klapprige 9-Sitzer Busse, in die sich gleichzeitig manchmal bis zu 15 Fahrgäste quetschen. Besonders gern erinnert sie sich an den Besuch einer kenianischen Hochzeit und die Grundsteinlegung für ein neues Waisenhauses, wozu sie eingeladen worden war.

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Tag der Abreise: gespaltene Gefühle

Kathrin sitzt im Flugzeug. Noch liegen circa 6500 Kilometer Luftlinie vor ihr, bis sich ihre Maschine im Landeflug auf Frankfurt befindet. Vor ihrem inneren Auge läuft in Zeitraffer ab, was sie in den letzten drei Monaten erlebt, bewegt und glücklich gemacht und was ihr Schwierigkeiten bereitet hat. Anfangs musste sie sich erst einmal an die Hitze gewöhnen: „Selbst nachts fiel die Temperatur selten unter 30 ° C.“ Um sich vor Moskitos zu schützen, die die Tropenkrankheit Malaria übertragen, wurde ihr geraten, trotzdem lange Kleidung zu tragen. Tagsüber habe sie das aber nicht lange durchgehalten. Kathrin fröstelt, als sie an den bevorstehenden Winter in Deutschland denkt. Auch wenn sie sich auf den Komfort in Deutschland und das deutsche Brot freut, wird es ihr doch etwas schwer ums Herz, wenn sie an all die Menschen denkt, die sie zurücklassen muss und die sie so herzlich aufgenommen haben. „Sie können nun die Gurte lösen. Vergessen Sie bitte keine Gepäckstücke im Flugzeug“, ertönt eine Stimme aus dem Lautsprecher. Kathrin steht auf, streckt sich und schnappt sich ihr Handgepäck – vollgepackt mit „unbezahlbaren“ Erinnerungen.

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Stand: Januar 2013