Klicken, drücken, wischen: ganz klassisch steuert man ein Computerspiel ja mit der Maus in der Hand, per Touchscreen oder man lenkt mit einem Steuerkreuz auf dem Gamepad. Aber einige Computerspiele lassen sich auch steuern, ohne dass man dabei einen Controller in der Hand hält: mit der so genannten Gestensteuerung.

Der Computerkonzern Microsoft hat ein solches System bereits vor drei Jahren das erste Mal auf einer Spielemesse vorgestellt. Heute ist die Kinect-Steuerung eine der populärsten Gestensteuerungen für Videokonsolen. Wichtigster Bestandteil: eine Kamera, die an die Spielekonsole Xbox 360 angeschlossen wird. Ein darin eingebauter Sensor tastet das Wohnzimmer ab und ein Mikrofon nimmt auf, was der Spieler für Sprachbefehle gibt. Während sich der Spieler frei im Raum bewegt, beobachtet ihn die Kamera. Der Spieler muss dann nur noch mit den Armen wedeln, auf der Stelle rennen oder mit dem Kopf wackeln – und schon macht die Computerfigur auf dem Bildschirm die Bewegungen nach. Ganz ohne Gamepad.

Gestensteuerung 1

Und das funktioniert so: Das Kameraobjektiv ist direkt auf den Spieler gerichtet. Es erkennt die klassischen Merkmale eines Menschen: den Kopf, die Augen, den Mund, die Arme und Beine. Bewegt der Spieler dann den linken Arm, dann erkennt das die Kamera und gibt die Körperbewegung an die Xbox weiter. Die Bewegungen werden in Bruchteilen einer Sekunde per Software in Daten umgewandelt und schließlich auf die Spielfigur übertragen.
Der Pixelcharakter hebt dann beinahe zeitgleich mit dem Spieler den linken Arm auf dem Bildschirm. So wird das Wohnzimmer ganz schnell zum Stadion: Denn die Bewegungen lassen sich vor allem für Sportspiele nutzen. Golf spielen etwa, Fußball oder Tennis. Und selbst Autos lassen sich steuern, wenn der Spieler vor sich in die Luft greift und ein imaginäres Lenkrad hin und her bewegt. Dann ist allerdings Schluss mit Bequem-auf-dem-Sofa-Sitzen und das Spiel mit dem Controller steuern: Der Körpereinsatz kann ganz schön anstrengend sein.
Dass die Freiheit vor dem Bildschirm Spaß macht, hat auch die Konkurrenz erkannt und ganz ähnliche Steuerungen entwickelt. Move nennt Sony sein System für die Gestensteuerung der Playstation 3. Auch hier nimmt eine Kamera die Bewegungen auf, allerdings benötigen die Spieler für die meisten Spiele einen Controller, einen Plastikstab mit einer Leuchtkugel darauf.

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Gestensteuerung für Gebärdensprache

Und nicht nur bei Videospielen wird die Gestensteuerung eingesetzt. Forscher übertragen die Möglichkeiten der Kamera auf ganz andere Bereiche des Alltags. Etwa die Mitarbeiter des Georgia Institute of Technology, einer Technischen Hochschule im US-Bundesstaat Georgia. Die Forscher haben die Kinect-Steuerung Xbox neu programmiert. Sie haben die Software so manipuliert, dass das System sogar Gebärdensprache erkennt. Eine Zeichensprache, die Gehörlose verwenden, um sich ohne gesprochene Worte zu auszudrücken. Die Sprache besteht vor allem aus Gestiken und Mimik, viele Zeichen werden mit den Händen geformt. Mit einer selbst programmierten Software haben es die Forscher geschafft, die Gebärdensprache als Text auf dem Bildschirm anzuzeigen. Gehörlose Kinder können damit auf spielerische Weise die Sprache lernen. Ein Video der Forscher zeigt, wie es funktioniert. Noch mehr Infos dazu findet ihr hier.
Doch in Zukunft erwartet uns noch viel mehr. Der nächste Schritt der Gestensteuerung ist, dass künftig ganz gewöhnliche Schreibtischplatten oder ein Stück Papier wie ein Touchscreen benutzt werden können. Möglich macht das ein Projekt mit dem Namen Omnitouch. Ein Gerät, das aus einem kleinen Beamer und einer Kamera besteht. Wenn der Apparat geschultert wird, dann verwandelt sich die Handfläche in ein Bedienfeld. Der Projektor wirft dann ein Leuchtbild auf die Hand der Versuchsperson, beispielsweise das Bild einer Computertastatur. Sobald der Nutzer die Projektion einer Taste berührt, registriert das die Kamera. Die Information wird berechnet und gespeichert. So kann die Testperson eine E-Mail auf seiner Handfläche tippen – und muss dafür nicht einmal eine Tastatur dabei haben.

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Stand: April 2013