CRASHTESTS: So wird die Technik von Autos überprüft

Crashtest

Mit über 60 Stundenkilometer rast ein Auto direkt auf eine Wand zu. Der Fahrer scheint nicht zu reagieren, und auf dem Rücksitz befinden sich sogar zwei Kinder. Wenige Sekunden später: Crash.

Metall wird zusammengequetscht, Glas splittert und die Insassen werden nur durch Airbags und Anschnallgurte vor schweren Verletzungen geschützt. Was sich nach einem schlimmen Unfall anhört, ist Teil des Alltags bei Automobilherstellern. Denn in sogenannten Crashtests prüfen sie die Fahrzeuge auf ihre Sicherheit – natürlich mit speziellen Puppen statt Menschen. Wir erklären dir, wie so ein Test abläuft.

Alles unter Kontrolle

Hast du schon einmal beim Radiohören auf die Verkehrsnachrichten geachtet? Dann ist dir bestimmt aufgefallen, wie häufig von Unfällen die Rede ist. In vielen Fällen lassen sie sich nur schwer oder gar nicht vermeiden. Und genau aus diesem Grund müssen unsere Autos so gebaut werden, dass den Insassen der Fahrzeuge bei einem Crash so wenig wie möglich passiert. Doch kann man das nicht eigentlich erst wissen, wenn es schon zu spät und der Unfall passiert ist? Ja, so ist es. Aber die Autohersteller sind bereits seit den 1950er Jahren dazu verpflichtet bestimmte Prototypen ihrer Modelle schon direkt nach dem Bau so kollidieren zu lassen, dass sie dabei kaputt gehen. Diese Testverfahren finden zwar unter realistischen Bedingung statt, allerdings zu jederzeit kontrolliert. Denn alles was dabei passiert, muss genauestens gemessen werden.

Crashtest Messung
Für jeden Testlauf werden mit Sensoren am Auto und passender Software auf dem Laptop alle Sicherheitsdaten gespeichert.

Verschiedene Test-Typen

Durch die gewonnenen Messwerte wollen die Fahrzeughersteller Erkenntnisse über die Eigenschaften des Autos selber und die Reaktionen der Insassen bei einem Aufprall gewinnen. Nur so wissen sie, ob das Fahrzeug den vielen Sicherheitsvorschriften entspricht oder sie die aufgedeckten Schwachstellen beheben müssen.
Wie du aber sicher weißt, läuft ein Unfall nicht immer gleich ab. Deswegen gibt es unterschiedliche Typen von Tests, die möglichst ähnlich zu den verschiedenen Unfall-Arten in der realen Welt sein sollen. Wir haben die Wichtigsten mal für dich auf gelistet:

  • Frontalcrash:
    Dieser Test überprüft den Aufprall direkt vorne am Wagen, indem ein Testauto mit 64 Stundenkilometer gegen eine Wand gefahren wird. Das Fahrzeug wird dabei mit speziellen Puppen – sogenannten Dummys – von zwei Erwachsenen und zwei Kindern besetzt. Beim Aufprall wird durch Sensoren die Belastung an den Armen, Beinen, Kopf, Hals, Brustkorb und Becken der Dummys gemessen.
  • Seitencrash:
    Hier steht das Auto fest an einem Punkt. Eine Wand wird auf Schienen mit 50 Stundenkilometer von der Seite gegen den Wagen gefahren. Die Mitte der Wand befindet sich dabei auf der Höhe des Fahrers. An den Dummys – in diesem Fall ein Erwachsener Fahrer und zwei Kleinkinder in Kindersitzen – wird die Belastung an Kopf, Brust, Bauch und Becken gemessen.
  • Pfahlaufpralltest:
    Dieses Mal wird das Bild umgedreht und das Auto wird auf Schienen mit 29 Stundenkilometern gegen eine Wand gefahren. Dieser Seitenaufprall soll die Zuverlässigkeit des Kopfairbags testen. Gemessen werden die Dummy-Werte an den gleichen Körperteilen wie beim Frontalcrash.
  • Heckcrash:
    Wenn du einen Unfall nicht kommen siehst und vom Aufprall überrascht wirst, werden vor allem deine Halswirbel belastet, da du die Halsmuskulatur nicht schon vorher als Schutzmechanismus anspannen kannst. Damit du im Auto auch davor besser geschützt bist, werden auch Auffahrunfälle von hinten getestet. Dafür wird ein Aufprall mit 30 und 50 Stundenkilometer auf ein stehendes, parkendes Auto simuliert. Die Sensoren der Dummys sollen vor allem die Wirkung auf den Nackenbereich prüfen.
Crashtests Test-Typen
Bei Seiten- und Frontalcrashs bekommen die Fahrzeuge einiges ab.

Die weltweit modernste Crashtestanlage

Damit die verschiedenen Tests durchgeführt werden können, ist natürlich eine Halle und viel Technik nötig. Je größer und moderner desto besser. Da die Mercedes-Benz Group AG sehr viel Wert auf die Sicherheit seiner Fahrzeuge legt, arbeitet der Automobilkonzern derzeit an einem neuen Testzentrum: Bereits seit Juli 2013 wird in Sindelfingen die weltweit modernste Crashtestanlage gebaut. In der mehr als ein Fußballfeld großen Versuchshalle will die Mercedes-Benz Group AG künftig Kollisionen mit unterschiedlichsten Aufprallwinkeln durchführen und für sämtliche Anforderungen gewappnet sein. Im dazugehörigen Technologiezentrum Fahrzeugsicherheit soll zusätzlich an neuen Systemen geforscht werden. Die ersten Crashtests sollen im Herbst 2016 starten.

Richtfest Crashtestanlage Sindelfingen
Noch befindet sich die riesige Halle der Crashtestanlage in Sindelfingen im Bau.

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Stand: Februar 2016

Fotos: Mercedes-Benz Group AG