Ein Cabrio zu besitzen, ist der Traum vieler Autofahrer. Nicht umsonst stammt das Wort Cabriolet vom französischen Verb cabrioler, was übersetzt „Luftsprünge machen“ bedeutet. Cabrios zeichnen sich dadurch aus, dass sie ein vollständig zurückklappbares Dach haben und die Insassen den Fahrtwind somit hautnah erleben können.
Damit den Passagieren der Fahrtwind allerdings nicht zu sehr, aber auch nicht zu wenig um die Ohren weht, hat jedes Cabrio ein so genanntes Windschott. Das ist ein meist mit luftdurchlässigem Stoff bespannter Kunststoffrahmen (teilweise auch eine durchsichtige, luftdichte Plexiglasscheibe), der hinter den Sitzen installiert ist.
Wozu solch ein Windschott dient? Während der Fahrt bildet sich hinter der Windschutzscheibe ein Luftwirbel, den die Insassen als Zugluft von hinten wahrnehmen. Durch den Windschott wird der Luftstrom über die Köpfe hinweg geführt, sodass sich der Luftwirbel erst dahinter bildet. So müssen die Passagiere keine Angst haben, sich während der Fahrt einen Schnupfen zu holen.
Unabhängig von Wind und Wetter
Da allerdings auch jedes Cabrio andere Sitze, unterschiedlich hohe Hutablagen oder verschieden geformte Dachrahmen und Seitenscheiben besitzt, muss auch der Windschott von Modell zu Modell angepasst werden. Welche Größe? Welches Material? Wenn aus Stoff, wie durchlässig?
Um diese Parameter festzulegen, gibt es spezielle Windkanäle, wie z.B. im Mercedes-Benz Werk in Untertürkheim. Hier werden neue Modelle und Prototypen verschiedenen Windverhältnissen ausgesetzt. Warum man die Windschotts nicht einfach auf der Straße erprobt? Das würde bedeutet, dass man immer vom aktuellen Wetter abhängig ist und Testfahrten nur im Sommer und bei gutem Wetter machen könnte. Das wäre bei den heutigen Entwicklungsprozessen und Zeitabläufen nicht möglich. Im Windkanal gibt es immer Wind, es herrschen angenehme Temperaturen und es regnet oder schneit nie. Außerdem können die Ingenieure die Windgeschwindigkeit und –richtung genau nach ihren Bedürfnissen einstellen und die Ergebnisse messen.
Mit Messpuppe zu Optimalwerten
Da das Empfinden über zu viel oder zu wenig Fahrtwind sehr subjektiv ist, übernehmen die Ingenieure die Entscheidung, wie der Windschott optimiert werden muss, damit die Fahrt für die Insassen komfortabel ist, nicht alleine. Während der Fahrt im Windkanal nimmt eine Messpuppe im Cabrio Platz.
Diese ist mit 16 Sensoren ausgestattet, die die Stärke und Veränderung des Windes genau erfassen können.
Jede Körperregion am Menschen hat dabei allerdings ein unterschiedliches Empfinden. Deshalb hat die Messpuppe ein Komfortmodell einprogrammiert, das den Mittelwert von Komfortbewertungen aus Untersuchungen mit vielen Probanden widerspiegelt. So ist die letztendliche Entscheidung nicht vom Empfinden und von der Tagesform eines einzelnen Ingenieurs abhängig.
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Stand: Juli 2011