„Neuland zu betreten ist etwas Besonderes.“

Jobporträt Bernd Gutmann Genius die junge Wissenscommunity von Daimler, MINT-Bildungsinitiative

Vielleicht kennt ihr ihn schon: Bernd Gutmann – aus unserer Genius-Kinderreportage von der IAA 2016. Unsere Kinderreporter Emma und Nick haben ihn auf der großen Messe in Hannover getroffen und sich den Future Bus von ihm erklären lassen. Er ist Experte für dieses ganz besondere Fahrzeug und das hat einen Grund: Er hat an der Entwicklung des Zukunftsbusses mitgearbeitet. Bernd Gutmann arbeitet in der Entwicklungsabteilung der Mercedes-Benz Group AG (ehemals Daimler AG). Er prüft und testet neue Fahrzeuge und weiß deshalb immer über die neuesten Entwicklungen Bescheid. Dabei hat er ursprünglich mit einer handwerklichen Ausbildung als Automobilmechaniker angefangen und sich dann immer weiter qualifiziert. Im Interview erzählt er uns, was ihm an seinem Beruf am meisten Spaß macht, und welche Tipps er für euch hat.

Genius: Sie haben eine Ausbildung im Bereich Kraftfahrzeugtechnik gemacht. Wie ist der Titel der Ausbildung genau?

Bernd Gutmann: Ich habe im Jahr 1999 bei der EvoBus GmbH eine Ausbildung zum Automobilmechaniker gemacht. Die EvoBus GmbH ist eine Tochterfirma der Mercedes-Benz Group AG (ehemals Daimler AG). Nach eineinhalb Jahren in der Montage habe ich eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugtechniker begonnen und nebenher den KFZ-Meister und den kaufmännischen Fachwirt des Handwerks gemacht. Dann bin ich als Mechaniker in die Entwicklung eingestiegen. Heute bin ich Sachbearbeiter im Bereich Fahrwerk im Versuch und betreue vor allem das Thema Fahrkomfort. Nebenher mache ich immer wieder Vorführungen wie auf der IAA. Ich stelle also Fachjournalisten und Kunden Fahrzeuge vor und erkläre ihnen die Technik. Außerdem mache ich ab und zu auch mal Vorführungen unserer Sicherheits- und Assistenzsysteme.

Genius: Haben Sie sich als Kind schon für Technik begeistert?

Bernd Gutmann: Die Kraftfahrzeugtechnik hat mich schon früh fasziniert. Diesen Weg wollte ich dann auch beruflich einschlagen. In der Zeit als Montagefacharbeiter wurde mir klar, dass ich noch weitermachen möchte und auf diese Ausbildung aufbauen möchte. Die EvoBus GmbH hat mich da unterstützt und mich für meine Ausbildung als Kraftfahrzeugtechniker bei der Robert-Bosch-Schule in Ulm empfohlen.

Genius: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag genau aus?

Bernd Gutmann: Meistens beginnt er damit, dass wir einen sogenannten Versuchsauftrag oder ein Fahrzeug von Grund auf prüfen. Das bedeutet, dass eine neue Baureihe bei uns durch eine ganze Reihe an Prüfungen geht. Dafür gibt es Grenzwerte im sogenannten Grundcheck. Zum Beispiel gibt es die Prüfung des Kippwinkels. Es ist gesetzlich verankert, bis zu welchem „Schiefstand“ ein Fahrzeug auf den Rädern stehen muss.

Manchmal kriegen wir auch Sonderaufträge von der Konstruktion. Die Kollegen dort geben uns ein einzelnes neues Bauteil, ein ganzes System oder einen neuen Softwarestand zum Prüfen. Das installieren wir dann in einem Fahrzeug und gehen unseren Prüfkatalog durch. Für gewöhnlich arbeiten wir dafür im Team: ein/e Sachbearbeiter/in und ein/e Mechaniker/in. Mein Spezialgebiet ist Fahrkomfort, da spielen zum Beispiel die Stoßdämpfer eine wichtige Rolle.

Mercedes-Benz Future Bus
Bernd Gutmann hat an der Entwicklung des Future Bus mitgearbeitet / Foto: Mercedes-Benz Group AG

Genius: Was ist für Sie das Schönste an Ihrer Arbeit?

Bernd Gutmann: Ganz klar im Vordergrund steht für mich natürlich, dass ich bei einem weltweit führenden Unternehmen arbeite, beim Marktführer für Stadt- und Reisebusse. Wir entwickeln neue Technologien für mehr Sicherheit, höheren Komfort, bessere Auslastung und mehr Effizienz. Für den Marktführer zu arbeiten und immer wieder Neuland zu betreten, hat schon etwas Besonderes. Das spornt mich jeden Tag aufs Neue an.

Genius: Sie waren an der Entwicklung des Future Bus beteiligt, den unsere Kinderreporter bereits auf der IAA 2016 einmal bestaunen durften. Was genau waren dort Ihre Aufgaben?

Bernd Gutmann: Um den Bus später zu präsentieren, war ich bei den Fahrversuchen dabei. Auf Teststrecken haben wir das automatisierte Fahren getestet. Meine Aufgabe war es, zu testen und herauszufinden, was im Bereich technische Abstimmung, Sicherheit und Komfort verbessert werden kann. Ich durfte den Future Bus schließlich auch auf der IAA 2016 vorstellen.

Genius: Was glauben Sie, wird der Future Bus irgendwann auf den deutschen Straßen fahren?

Bernd Gutmann: Es ist auf jeden Fall vorstellbar, dass wir irgendwann einmal so weit sind und einen durchweg autonom fahrenden Omnibus in den Straßenverkehr bringen. Bis dahin wird aber sicher noch einige Zeit vergehen, denn im Moment ist das noch nicht unser Anspruch. Wir fokussieren uns gerade darauf, erst einmal einen noch höheren Automatisierungsgrad zu erreichen. Wir sind uns aber sicher, dass Teilbereiche des Future Bus in absehbarer Zeit in eine Serie einfließen könnten, da sie mehr Sicherheit für Fahrer/innen, Insassen und Passant/innen bieten. Außerdem sind sie deutlich effizienter.

Genius: Gibt es noch andere zukunftsweisende Projekte, an denen Sie gerade arbeiten?

Bernd Gutmann: Ja. Also ohne da etwas verraten zu wollen … Wir entwickeln unsere Stadt- und Reisebusse stetig weiter, indem wir neue Ideen und neue Techniken in die Fahrzeuge bringen.

Genius: Haben Sie ein Traumprojekt, an dem Sie gerne arbeiten würden?

Bernd Gutmann: Ich glaube, das habe ich schon. An der neuen Technik zu arbeiten und die Neuheiten der Öffentlichkeit zu präsentieren, ist für mich etwas ganz Besonderes. Und die Menschen haben großes Interesse daran.

Genius: Wem würden Sie Ihren Bildungsweg empfehlen, und welche Tipps haben Sie an zukünftige Auszubildende?

Bernd Gutmann: Ich kann die Ausbildung bei Mercedes-Benz jedem empfehlen. An den Standorten wird viel investiert, um die Ausbildung qualitativ hochwertig, effizient und erfolgreich zu gestalten. In so einem großen und vielseitigen Unternehmen sind auch die Weiterbildungs- und die Entfaltungsmöglichkeiten riesengroß. Das heißt, man kann sich persönlich und fachlich weiterentwickeln. Auch sind Wechsel in andere interessante Bereiche des Unternehmens möglich.

Grundsätzlich auf den Weg geben würde ich jedem, am Anfang hart zu arbeiten. Es ist wichtig, ein fundiertes und inhaltlich hohes Startkapital aufzubauen, also mit einer ordentlichen Schulbildung und Motivation ins Berufsleben einzusteigen. Dann stehen einem eigentlich alle Türen offen.

Wollt ihr mehr über den Future Bus erfahren? Hier geht es zum Artikel.

Beitragsbild: Michael Bäter / Zeilenspiel